Skip to main content
Home » News » Endokrine Orbitopathie (EO): Eine Augenärztin stellt die Autoimmunerkrankung vor
Sponsored

Priv.-Doz. DDr. Andrea Papp hat sich unter anderem auf die endokrine Orbitopathie spezialisiert. Hier zeigt die Wiener Augenärztin Symptome, Ursachen, Risikofaktoren und Therapien für die Erkrankung auf.

Priv.-Doz. DDr. med. Andrea Papp, FEBO Fachärztin für Kinderaugenheilkunde und Schielproblematik, Spezialistin für Endokrine Orbitopathie (Morbus Basedow), Augenchirurgin (Schiel-und Lidoperationen) in der Privatklinik Confraternität Wien

Priv.-Doz. DDr. med. Andrea Papp, FEBO

© ZVG

Fachärztin für Kinderaugenheilkunde und Schielproblematik,
Spezialistin für Endokrine Orbitopathie (Morbus Basedow),
Augenchirurgin (Schiel-und Lidoperationen) in der Privatklinik Confraternität Wien

www.augen-papp.at

Endokrine Orbitopathie – was ist das? 

Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich wegen einer Fehlregulation des Immunsystems das Gewebe in der Augenhöhle (Muskeln, Fett- und Bindegewebe) sowie rund ums Auge entzündet. Es kommt zu Wassereinlagerungen und strukturellen Veränderungen in der Augenhöhle. 

Wen trifft die EO und was sind Risikofaktoren?

Die endokrine Orbitopathie entwickelt sich meist gleichzeitig mit einer Schilddrüsenerkrankung, in 90 Prozent der Fälle mit Morbus Basedow. Wird die Schilddrüse in einer akuten Phase der EO bestrahlt (Radiojodtherapie) oder operativ entfernt, kann das Immunsystem davon erneut aktiviert werden und es besteht das Risiko, dass sich die Augenentzündung verschlechtert.

Rauchen, auch Passivrauchen, erhöht das Risiko, an einer EO zu erkranken, um das Drei- bis Fünffache und verschlechtert den Verlauf der Erkrankung sowie das Ansprechen auf die TherapieFrauen zwischen 30 und 50 Jahren sind vier- bis fünfmal häufiger betroffen als Männer, wobei hormonelle Faktoren eine Rolle spielen. Auch ältere Menschen sind gefährdet, insbesondere bei bestehenden Schilddrüsenerkrankungen. Grundsätzlich erhöhen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Typ-1-Diabetes und unbehandelte Schilddrüsenerkrankungen das Risiko, an EO zu erkranken. Ebenso eine familiäre Veranlagung.

Bei welchen Symptomen sollte man sich ärztlich untersuchen lassen und konkret EO ansprechen?

Typische erste Symptome sind vor allem morgens geschwollene, gerötete Augenlider, zurückbleibende Oberlider, Druckschmerzen hinter dem Auge, tränende, brennende und trockene Augen mit Fremdkörpergefühl sowie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit. Mit der Zeit werden die Augenbewegungen unangenehmer und schmerzhaft. Doppelbilder treten auf. Es kann zu hervorstehenden Augen (sogenannte basedowsche Augen) sowie einem veränderten Gesichtsausdruck („ängstlicher Blick“) kommen. In schweren Fällen sinkt die Sehstärke und der Farbsinn wird gestört.

Treten diese Symptome allein oder kombiniert auf oder verschlechtern sie sich, sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. 

Welche Therapien gibt es?

Die vergrößerte Lidspalte fördert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit, was das Auge austrocknet. Dagegen helfen Tränenersatzmittel. Bei unvollständigem Lidschluss wird eine Augensalbe für die Nacht verordnet.

Im aktiven Entzündungsstadium ist eine entzündungshemmende Behandlung notwendig. Zeigt diese Standardtherapie keinen Erfolg, ist bei massiv geschwollenen Augenmuskeln eine chirurgische Entlastung ratsam. Kehrt die Entzündung auch nach der Behandlung mit Kortison schnell zurück, kann eine verstärkte Therapie mit Immunsuppressiva, die das Immunsystem gezielt bremsen, helfen.

Selten droht eine Schädigung des Sehvermögens. Das Risiko entsteht, wenn sich Augenmuskeln an der engen Augenhöhlenspitze verdicken, was relativ langsam geschieht und an Alarmsignalen wie Gesichtsfeldeinschränkung, verminderter Sehschärfe oder eingeschränktem Farbsehen erkannt wird. Dann ist eine rasche chirurgische Entlastung erforderlich.

Da die EO meist mit einer kranken Schilddrüse einhergeht, sollten Mediziner:innen beider Fachgebiete – Schilddrüse und Augen – eng zusammenarbeiten. Nur bei guter Kontrolle der Schilddrüsenfunktion lässt sich die Entzündung in der Augenhöhle optimal behandeln.

Wie steht es um die Forschung zu EO?

Die Forschung zur endokrinen Orbitopathie (EO) hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Besonders vielversprechend sind neue therapeutische Ansätze, die gezielt auf molekulare Mechanismen der Krankheit abzielen. (Siehe Infobox.)

Die Blockierung eines bestimmten Wachstumsrezeptors namens IGF-1 hat viel Aufmerksamkeit erhalten. Diese Behandlung hat gezeigt, dass sie vor allem das Hervortreten der Augen (Exophthalmus) und andere Symptome der endokrinen Orbitopathie verbessern kann.

Die molekularen Mechanismen der endokrinen Orbitopathie (EO) sind komplex.

Bei EO kommt es zu einer Entzündung des Gewebes hinter den Augen, die durch das Immunsystem ausgelöst wird. Dieses greift fälschlicherweise das eigene Gewebe an. Diese Entzündung sorgt dafür, dass spezielle Zellen, die sogenannten Fibroblasten, übermäßig wachsen und sich vermehren, was zu einer Vermehrung des Fettgewebes hinter den Augen, dem Hervortreten der Augen und einer Schwellung der Augenmuskeln führt. Zudem verstärken bestimmte Hormone und chemische Signalstoffe diese Entzündung und das Zellwachstum. Auch genetische Faktoren können das Risiko erhöhen, EO zu entwickeln.

Diese Erkenntnisse sind wichtig, um gezielte Therapien zu entwickeln, die nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen und Pathomechanismen der Krankheit angehen

Next article