Dr. Fikreta Grabcanovic-Musija, PhD
OA an der Spezialambulanz Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
Im Interview spricht die Alpha-1-Expertin Dr. Fikreta Grabcanovic-Musija über die Rahmenbedingungen und Vorteile der Heimtherapie für Alpha-1-Patient(inn)en.
Alpha-1-Patient(inn)en können ihre Therapiegabe auch auf Heimtherapie umstellen. Welche Rahmenbedingungen liegen der Heimtherapie zugrunde?
Bei der Heimtherapie für Patient(inn)en mit Alpha-1-Antitryp-sin-Mangel erfolgt die Applikation je nach Angebot entweder durch die Patient(inn)en beziehungs-weise ein eingeschultes Mitglied der Familie oder im Rahmen der betreuten Heimtherapie durch eine speziell ausgebildete Fachkraft. Diese betreute Heimtherapie wurde zufälligerweise zeitgleich mit dem Beginn der Corona-Pandemie eingeführt und hat uns damit den großen Mehrwert gezeigt. Denn aufgrund ihrer Lungenerkrankung sind Alpha-1-Patient(inn)en Hochrisikopatient(inn)en.
Welche Vorteile hat die Heimtherapie für Patient(inn)en – gerade auch im Zuge der Corona-Pandemie?
Ganz grundsätzlich ist die Heimtherapie für die Patient(inn)en besser planbar und unkomplizierter. Vor allem im ländlichen Bereich besteht oftmals die Schwierigkeit der längeren Anfahrt zu Ärzt(inn)en, die die Therapie durchführen können. Aber auch in der Stadt ist die Therapiegabe von zu Hause aus von Vorteil, weil Patient(inn)en dann auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten können. Damit wird das Risiko minimiert, sich mit Corona oder einer anderen Infektion anzustecken. Die Patient(inn)en erhalten im Rahmen der betreuten Heimtherapie ihre Medikamente kontinuierlich und ohne Unterbrechungen. Die betreuenden Fachkräfte, die die Therapie verabreichen, werden mit der Patientengeschichte vertraut gemacht und halten natürlich alle Corona-Maßnahmen ein. Außerdem wird die Therapie umfassend und detailliert dokumentiert.
Was sind die Voraussetzungen aus medizinischer Sicht, damit eine Heimtherapie überhaupt angedacht werden kann?
Angedacht ist die Heimtherapie vor allem bei älteren, sauerstoffpflichtigen und zu Infektionen neigenden Patient(inn)en. Aber natürlich überlegen wir Ärztinnen und Ärzte uns immer vorab, welche Patient(inn)en für eine Heimtherapie geeignet sind. Dabei berücksichtigen wir auch das soziale, familiäre und häusliche Umfeld.
Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht und welche Rückmeldungen haben Sie erhalten?
Sehr positive! Für die Patient(inn)en ist die betreute Heimtherapie ein Fixpunkt in der Woche, und gerade wenn Menschen alleine sind, freuen sie sich, wenn die betreuende Fachkraft zu ihnen nach Hause kommt. Die Patient(inn)en müssen sich keine Sorgen machen, dass sie sich auf dem Weg zur Therapie mit Corona anstecken oder mit langen Wartezeiten rechnen müssen. Die Therapiegabe von zu Hause aus erfolgt in einer vertrauten Umgebung. Das entspannt natürlich, weil man sich gerade während der Pandemie zu Hause am sichersten fühlt. Für mich als Ärztin ist das sehr beruhigend – auch weil ich weiß, dass die Fachkraft da ist und es im Falle von Rückfragen oder eines Notfalls immer Ansprechpartner(innen) gibt. Diese Sicherheit ist für die Patient(inn)en von Vorteil, aber auch für uns Ärztinnen und Ärzte eine große Entlastung.