Günther Wanke, Gründer des Lungenfibrose Forum Austria, spricht im Interview über die Schwierigkeiten bei der Diagnose von Lungenfibrose und die Wichtigkeit, Bewusstsein zu schaffen – bei Ärzten und PatientInen.
Günther Wanke
Gründer des Lungenfibrose Forum Austria
Wie wird eine Lungenfibrose diagnostiziert?
Beim Abhören mit dem Stethoskop sind Rasselgeräusche charakteristisch, die am Ende der Einatmung zu hören sind und an das Öffnen eines Klettverschlusses erinnern. Auf das Abhören folgen ein Lungenfunktionstest sowie eine Blutgasanalyse in Ruhe und bei Belastung. Der nächste Schritt ist eine Computertomografie mittels speziell hochauflösender Technik.
Sie erlaubt es, die pathologischen Veränderungen im Lungengewebe mit hoher Detailgenauigkeit abzubilden und zu beschreiben.Wenn das radiologische Muster nicht alle Kriterien für eine Diagnose erfüllt, ist schlussendlich eine Lungenbiopsie erforderlich.
Auf welche Symptome sollte man als PatientIn besonders achten?
Das ist eine der großen Schwierigkeiten bei der Lungenfibrose. Symptome, die auf diese seltene Krankheit hindeuten können, gibt es viele. Zu den häufigsten zählen Kurzatmigkeit, trockener Reizhusten, Trommelschlägelfinger und wiederkehrende Infektionen. Auch Muskel- und Gelenkschmerzen, unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein sowie eine schnelle, flache Atmung können Anzeichen für eine Lungenfibrose sein.
Warum wird Lungenfibrose oft sehr spät und erst in fortgeschrittenem Stadium festgestellt?
Die Risikofaktoren und die Symptome sind oft nicht sehr spezifisch und da Lungenfibrose zu den seltenen Krankheiten zählt, wird sie anfangs oft nicht als mögliche Ursache der Symptome berücksichtigt. Wie bereits beschrieben ist zudem der Diagnoseweg schwierig, aufwendig und mitunter auch langwierig.
Viele PatientInnen bleiben beim Hausarzt oder Internisten hängen und werden eventuell sogar zunächst auf andere, häufigere Lungenkrankheiten wie etwa COPD behandelt. Deshalb erfolgt die Zuweisung zu einem speziellen Zentrum für Lungenfibrosen oft sehr spät. Dabei wäre es sehr wichtig, Lungenfibrose so früh wie möglich zu erkennen und schnellstmöglich zu behandeln.
Wie kann man einer späten Diagnose als Arzt bzw. auch als PatientIn entgegenwirken?
Einerseits ist die Fortbildung der Allgemeinmediziner und der Fachärzte ein ganz zentraler Punkt. Es ist wichtig, bei Ärzten mehr Aufmerksamkeit auf diese seltene Krankheit und deren Symptome zu legen. Bei Verdacht auf Lungenfibrose kann dann rasch gehandelt und an ein Interstitial Lung Diseases Zentrum überwiesen werden.
Auf der anderen Seite ist es genauso wichtig, bei den PatientInnen mehr Awareness zu schaffen, also auch hier Krankheit und Krankheitsbild mehr ins Bewusstsein zu rufen bzw. grundsätzlich bekannter zu machen.
Michael Reiter, [email protected]