Jeder von uns kann sich unter dem Begriff “Stoffwechsel” etwas vorstellen: Nahrungsaufnahme, Zerkleinerung, Verwertung von Bestandteilen, Wiedereinbau von Einzelteilen in neue Produkte und Ausscheidung nicht verwerteter Substanzen.
Ao.Univ.-Prof. DDr. MBA Susanne Kircher
Fachärztin für Laboratoriumsmedizin und Humangenetik am Zentrum für Pathobiochemie und Genetik der Medizinischen Universität Wien
Auf zellulärer Ebene ist dies durchaus analog: Jede unserer Körperzellen nimmt Stoff e über die Zellmembran auf, zerkleinert sie im „Verdauungsapparat“, den Lysosomen, verwertet Bestandteile neuerlich durch Einbau in neue Zellprodukte oder schleust nicht verwertete Substanzen aus.
Der komplexe Zellstoff wechsel wird in den Einzelschritten von Genen gesteuert, denn Regulatoren dieser Schritte, häufig Enzyme, sind Genprodukte involvierter Gene. Liegt eine Genmutation vor, hat dies Selten Auswirkungen, da der zweite Genabschnitt (wir haben ja jeweils zwei gleiche Chromosomen) einen Teil dieser Fehlfunktion kompensieren kann. Man ist meist ein klinisch gesunder Überträger eines veränderten Gens.
Überträger und Betroffene
Angeborene Stoffwechselerkrankungen werden meist autosomal rezessiv vererbt, d.h. es kommt nur bei Veränderung beider Gene der Chromosomen 1 – 22 zu Krankheitszeichen. Liegen Gene auf dem X-Chromosom, dann sind Symptome eher bei männlichen Individuen zu erwarten, da eine weibliche Zelle ein zweites X-Chromosom trägt und einen Teil der Fehlfunktion des einen Gens durch das zweite kompensieren kann. Abhängig von der Schwere der Stoff – wechselstörung beginnen die Symptome im Mutterleib, im Kindes-, Jugendlichen- oder erst im Erwachsenenalter.
Komplexe Vielfalt an Symptomen
Stoff wechselstörungen sind häufig in vielen Organen zu beobachten, was eine komplexe Vielfalt an Symptomen mit sich bringt. Im Falle lysosomaler Stoff wechselstörungen funktioniert die „Zellverdauung“, das Zerkleinern von Stoffen nicht, was dazu führt, dass Material in den Lysosomen und Zellen liegen bleibt und gespeichert wird. Über 40 Enzyme sind in den lysosomalen Abbau involviert, allen gemeinsam ist, dass die Symptomatik kontinuierlich zunimmt.
Die größte Gruppe machen die Mukopolysaccharidosen aus, andere durch eine Behandelbarkeit in das Zentrum des Interesses gerückte Erkrankungen sind der Morbus Gaucher, Pompe, Fabry, Niemann Pick, Leukodystrophien, Mannosidosen, Wolmans Disease etc.
Ao.Univ.-Prof. DDr. MBA Susanne Kircher, [email protected]