Wie sehr beeinträchtigt die Krankheit den Alltag? Die mittelfristige und längerfristige Konsequenz ist vom Typ der Erkrankung – GBS versus CIDP – abhängig.
Prim. Univ.-Doz. Dr. Manfred Schmidbauer
Vorstand der Neurologischen Abteilung des KH Hietzing und des Neurologischen Zentrum Rosenhügel
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) und die Chronisch inflammatorisch demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Auch sind es so genannte Autoimmunerkrankungen. Sie kommen zustande, wenn das menschliche Immunsystem außer Kontrolle gerät. Ein wichtiger Hauptbestandteil des Immunsystems sind die Antikörper, die auf Abwehr von Krankheitserregern spezialisiert sind. Solche Antikörper werden normalerweise so selektioniert, dass nur diejenigen in großen Mengen gebildet werden, die körperfremde Substanzen erkennen und binden.
Bei Autoimmunerkrankungen funktioniert diese Selektion nicht mehr normal und es werden Antikörper gegen körpereigene Strukturen gebildet. Bei CIDP nimmt man an, dass es sich um die chronische Form des GBS handelt. Die Symptome sind ähnlich. Dozent Dr. Manfred Schmidbauer ist Abteilungsvorstand der Neurologischen Abteilung des KH Hietzing und Rosenhügel: „Beide Erkrankungen betreffen das Zentralnervensystem nicht oder nur geringfügig und haben somit keine primär organisch verursachten psychoemotionalen Störungen zur Folge.“
Wie erkennt man eventuelle Anzeichen?
Zunächst bemerken die Betroffenen eine allmählich zunehmende Schwäche in den Beinen und/ oder Armen. Diese Schwächezustände entwickeln sich über einen Zeitraum von einem Monat oder länger. In manchen Fällen kann es auch über Jahre gehen. Weder GBS noch CIDP sind Erbkrankheiten. Bei GBS ist oft eine vorangegangene Infektionskrankheit, zum Beispiel eine Magen-Darminfektion, der Auslöser. Patienten mit GBS können meist wieder vollkommen hergestellt werden, Selten kommt es zu Langzeitschäden. Bei CIDP Patienten schreitet die Erkrankung langsamer fort und ist sehr langwierig, meist sind die Patienten ein Leben lang zumindest leicht beeinträchtigt.
Dr. Schmidbauer: „Der Heilungserfolg ist nach Umfang und Wirkungseintritt der Therapie in erster Linie abhängig von der rechtzeitigen korrekten Diagnosestellung und Einleitung adäquater Maßnahmen.“
Was man dagegen tun kann?
CIDP ist behandelbar, jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Meistens ist eine länger dauernde medikamentöse Therapie erforderlich. Bei GBS gibt es zwei Hauptmöglichkeiten der Behandlung: Intravenöse Immunglobuline – das bedeutet, dem Körper werden viele unterschiedliche Antikörper von gesunden Spendern zugeführt, die genauen Wirkmechanismen sind allerdings nicht zu hundert Prozent bekannt. Die zweite Möglichkeit ist die Plasmapherese oder Blutwäsche, wobei hier die Autoantikörper, die Krankheitssymptome auslösen, aus dem Plasma, dem flüssigen Teil des Blutes, herausgefiltert werden.
Zur genauen Abklärung ist es bei ungeklärten Symptomen unbedingt und immer ratsam, sich rechtzeitig zu Fachärzten und im Weiteren an ein spezialisiertes Zentrum überweisen zu lassen.
WISSEN
CIDP und GBS sind neurologische Krankheiten
Bei GBS gibt es zwei Hauptmöglichkeiten der Behandlung
CIDP ist behandelbar, jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich
Am Anfang oft Schwierigkeiten aus der Hocke wieder aufzustehen oder Treppen zu steigen
Rechtzeitig zum Facharzt oder in die Spezialambulanz
Wesentliche Verbesserung in der Prognose durch neue Methoden
MARION FUGLÉWICZ-BREN