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Stoffwechselerkrankungen

Multidisziplinärer Ansatz bei Nebennierenrindenkarzinomen

Assoc.Prof. Priv.Doz. Dr. Florian Kiefer, PhD. Endokrinologie, MedUni Wien. Photo: ZVG

Das Nebennierenrindenkarzinom ist eine sehr seltene Erkrankung. Der Endokrinologe Dr. Florian Kiefer klärt hier darüber auf.

Was genau bedeutet es, an einem Nebennierenrindenkarzinom zu erkranken?

Das Nebennierenrindenkarzinom ist ein sehr seltener bösartiger Tumor mit einer Inzidenz von ein bis zwei Fällen pro einer Million Menschen pro Jahr. Dabei kann die Erkrankung jede Altersgruppe betreffen, wobei der Peak zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr liegt und Frauen häufiger als Männer erkranken. Wichtig für die Behandlung ist der multidisziplinäre Ansatz in einem darauf spezialisierten Zentrum.


Welche Symptome können auf das Nebennierenrindenkarzinom hinweisen?

Die Nebenniere ist eine wichtige hormonproduzierende Körperdrüse, die unter anderem Cortisol und Stresshormone produziert. Im Zuge eines Karzinoms kann es sein, dass die Nebenniere mehr von diesen Hormonen produziert. Durch eine Cortisolüberproduktion kann es daher zu Diabetes, Gewichtszunahme, Bluthochdruck, Osteoporose, Veränderungen der Haut oder Abnahme der Muskulatur kommen. Patient(inn)en können außerdem an Symptomen wie etwa Bauch- oder Rückenschmerzen leiden, die durch die Tumormasse ausgelöst werden. In zehn bis 15 Prozent der Fälle ist das Nebennierenrindenkarzinom im Übrigen ein Zufallsbefund.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Nebennierenrindenkarzinome sind leider häufig sehr aggressiv. Grundsätzlich ist aber Heilung möglich, wenn der Tumor im Gesunden komplett entfernt werden kann. Wenn operabel, dann ist die primäre Therapie chirurgisch. Zusätzlich wird bei Tumoren mit einem hohen Rezidivrisiko eine Mitotanetherapie verabreicht, da durch diesen Steroidogenesehemmer das tumorfreie Überleben verlängert wird. Da diese Therapie allerdings nicht nebenwirkungsfrei ist, muss im Falle einer Nebennierenrinden-insuffizienz dem Körper wieder regelmäßig Hydrocortison zugeführt werden. Wird die Diagnose erst in einem bereits fortgeschrittenen Stadium gestellt, wird zusätzlich auch noch eine Chemotherapie verabreicht.

Wie gehen Patient(inn)en aus Ihrer Erfahrung mit der Erkrankung um?

Natürlich ist jede bösartige Tumorerkrankung auch mit einer psychischen Belastung assoziiert. Darüber hinaus ist die Lebensqualität sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und der Prognose abhängig aber ich kenne Patient(inn)en, die die Diagnose als Wachrütteln empfinden und danach viel bewusster leben und die einfachen Dinge des Lebens mehr genießen können.  

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